DER SCHMERZHAFTE ROSENKRANZ

Die 217. Matinee am Sonntag, dem 17. März 2024

um 11:11 Uhr im KOM, Olching, Hauptstr. 68

EIN PASSIONSKONZERT

IsARTrio Waleska Siezckowska Violine Anderson Fiorelli Violoncello Sofya Gandilyan Cembalo

IsARTrio 

 Waleska Siezckowska

Violine

 Anderson Fiorelli

Violoncello                 

Sofya Gandilyan

Cembalo

Werke von Heinrich Ignaz Franz Biber,Johann Jacob Froberger und Johann Sebastian Bach

ZUM PROGRAMM

 „Von allen Geigern des vergangenen Jahrhunderts scheint Biber der beste gewesen zu sein, und seine Solos sind bei weitem die schwierigsten und wunderlichsten seiner Zeit.“ 

– Ch. Burney. „A General History of Music“, 1789

Die „Mysterien-Sonaten“ (auch Rosenkranzsonaten genannt) von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) sind in vielerlei Hinsicht ein Ausnahmezyklus. „Ich habe das ganze Werk der Ehre der XV Heiligen Mysterien gewidmet, die Ihr so ausgesprochen fördert“, schreibt der Komponist in der Widmung an seinen Dienstherren – den Salzburger Erzbischof Max Gandolf. Jede Sonate stellt ein musikalisches Bild dar, das an das Leben von Maria und Jesus anknüpft: Der erste Teil der Sammlung – „Der freudenreiche Rosenkranz“ – reicht von der Verkündigung bis zur Auffindung im Tempel, der zweite Teil – „Der schmerzhafte Rosenkranz“ – schildert die Stationen von Jesus am Ölberg bis zur Kreuzigung, der dritte Teil – „Der glorreiche Rosenkranz“- führt uns von der Auferstehung Christi bis zur Krönung Mariä im Himmel. Abgeschlossen wird die Sammlung schließlich mit der „Schutzengel-Passagalia“. Die Handschrift dieses Werkes, ein einzigartiges in reinster Schrift ausgeführtes Manuskript, in dem jede Sonate mit thematisch passenden symbolischen Abbildungen illustriert ist, gehört zu den wertvollsten Schätzen der Bayerischen Staatsbibliothek.

Eine der Besonderheiten dieses Zyklus ist die sogenannte Scordatura, was bedeutet, dass die Geige umgestimmt wird, um gewisse Akkorde zu ermöglichen. Diese Technik wurde zu Bibers Zeit häufig eingesetzt, in den „Rosenkranzsonaten“ jedoch erreicht sie einen künstlerischen Höhepunkt. Die Geige muss in jedem Stück (mit Ausnahme der ersten Sonate und anschließender Passagalia) anders gestimmt werden, in der Sonate XI werden die Saiten sogar übereinander gestimmt, so dass optisch ein Kreuz entsteht.Die Namen der Sonaten sowie auch der Cembalostücke auf dem Programm sind in keiner Weise bildlich zu verstehen, eher als eine Anregung für die Zuhörer, um in den richtigen Affekt einzutauchen.  Denn die Hauptaufgabe der Musiker war es, vielfältige Gefühle („Affekte“) hervorzurufen – „Bewegen und Belehren zur höheren Ehre Gottes“ hieß es in damaligen Schriften.

Dem Charakter der Biber-Sonaten entsprechen ebenfalls die Cembalowerke des heutigen Programms, die sich mit der Trauerthematik beschäftigen. So entstanden die Cembalostücke von Johann Jacob Froberger (1616-1667) in Gedenken an Verstorbene. Der in Stuttgart geborene Froberger war mehrere Jahre Hoforganist bei den Habsburgern in Wien. Seine größte Leidenschaft waren Reisen, die ihn durch ganz Europa führten, manchmal übernahm er dabei diplomatische Aufgaben, musste allerdings auch missliche Erfahrungen machen. So entstand sein „Plaincte faite à Londres pour passer la Melancolie“ (Klage, in London geschrieben, um Melancholie zu vertreiben), nach dem er vollständig ausgeraubt notgedrungen als Matrose gekleidet in London ankam und dort auf die böseste Art als „Chiffersknecht“ mit Fußtritten behandelt wurde, woraufhin der hochsensible Komponist der Melancholie (im 17. Jhd. als Begriff für Depression benutzt) erlag.

Die Sechs Cellosuiten von Johann Sebastian Bach (1685-1750) gehören zum Alten Testament der Celloliteratur. Entstanden sind sie vermutlich in Köthen zwischen den Jahren 1717-1723. Die Instrumentalsuite mit ihrer vorhersehbaren Allemande-Courante-Sarabande-Gigue-Tanzfolge und ihrer unvorhersehbaren Hinzufügung verschiedener Galanterien (Menuette, Bourrées, Gavottes usw.) war ein Grundnahrungsmittel des Barock. In diesem Zusammenhang ist die zweite Bachs Cello-Suite ein bemerkenswertes Beispiel für das Genre. In D Moll geschrieben, stellt es eine außergewöhnlich düstere und ernsthafte Auseinandersetzung mit der Tanzkultur des französischen Hofes dar, aus der die religiösen und dramatischen Impulse des lutherischen Deutschlands als inspirierende Impulse für seine Entstehung nicht ausgeschlossen werden können.

 

PROGRAMM

Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) Sonate VI in c für Violine und Basso continuo 

„Jesus am Ölberg“, C. 95, Aus: „Rosenkranzsonaten“ Lamento – Adagio – Presto – Adagio

Johann Jacob Froberger (1616-1667) Suite in C, FbWV 612

Lamento sopra la dolorosa perdita della Real Maestà di Ferdinando IV, Gigue – Courante – Sarabande

Heinrich Ignaz Franz Biber Sonate VII in F für Violine und Basso continuo 

„Geißelung Christi“, C. 96, Aus: „Rosenkranzsonaten“ Allamanda – Variatio – Sarabanda – Variatio

Johann Sebastian Bach (1685-1750) Suite II in d für Violoncello solo, BWV 1008

Prélude – Allemande

Heinrich Ignaz Franz Biber  Sonate VIII in B für Violine und Basso continuo

„Krönung Christi mit der Dornenkrone“, C. 97

Aus: „Rosenkranzsonaten“ Sonata. Adagio – Presto – Guigue – Double Presto – Double 2

Johann Sebastian Bach Suite II in d für Violoncello solo, BWV 1008

Sarabande – Gigue

Heinrich Ignaz Franz Biber Sonate IX in a für Violine und Basso continuo 

„Die Kreuztragung“, C. 98, Aus: „Rosenkranzsonaten“ Sonata – Courante – Double – Finale

Johann Jacob Froberger aus: Suite XXX in a, FbWV 630

Allemande, „Plaincte faite à Londres pour passer la Melancolie“

Heinrich Ignaz Franz Biber Sonate X in g für Violine und Basso continuo 

„Die Kreuzigung“, C. 99, Aus: „Rosenkranzsonaten“ Praeludium – Aria – Variatio – Adagio

 

 

Der Eintritt zu unseren Matineen bleibt auch weiterhin frei, damit jeder die Möglichkeit hat unsere Veranstaltungen zu besuchen. Aber bitte bedenken Sie, dass wir ohne Ihre Spende diese Konzertreihe nicht weiterführen könnten und so wünschen wir uns wie bisher eine großzügige Spende und empfehlen einen Mindestbetrag von 15 €, wenn Ihnen dies möglich ist.

 

  1. Matinee, 7. April 2024 um 11:11 Uhr

…ALS WENN EIN MENSCH DURCH DIE ZÄHNE SINGET…

Werke von Veracini, Scirolli und Corette

WOLFGANG BRUNNER – Cembalo,

ERNST SCHLADER – Chalumeau(x), historische Klarinette

 

Wir freuen uns auf Ihr Kommen, Tatiana Flickinger, Gabriele Frank, Heidi Lenzen, Barbara Schlenker & Ewald Zachmann

www.11-11-musik.de

 

 

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