Dr. Tomas Bauer, Fraktionsvorsitzender
Josef Neumaier, stellvertretender Fraktionsvorsitzender
Olching, 13. August 2017
0. Im Olchinger Jugendzentrum
(JUZ) ist die Stelle eines Sozialpädagogen zu besetzen. Die dort betreuten Jugendlichen sind zu 90 % junge Männer, die sich nach Mitteilung der Stadtverwaltung fast ausschließlich in zwei Gruppen teilen: Flüchtlinge und Migranten (Albaner/Türken). Einige von ihnen akzeptieren Frauen als Autoritäten nur widerwillig. Das stellt das weibliche Pädagogen-Team – unabhängig von Sicherheitsproblemen – vor große Herausforderungen. Deshalb hält die Verwaltung männliche Sozialpädagogen für dringend erforderlich. Auch weil ein Mann bei Konflikten stärker ist.
1. Was aber, wenn sich eine Frau bewirbt?
Müsste sie, auch als besser Qualifizierte hinter einem Mann zurückstehen, nur weil der gegenüber einer bestimmten Klientel durchsetzungskräftiger wäre?
Deutsches und europäisches Gleichbehandlungsrecht verbieten jede Geschlechterdiskriminierung. Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass selbst bei Panzergrenadieren der Bundeswehr, die in Afghanistan kämpfen, Frauen eingestellt werden müssen. Soll das Olchinger Jugendzentrum Männer bevorzugen?
2.Die erste Frage: Wie hältst du‘s mit der Integration?
Begründet das Ziel Betreuung der Immigranten den partiellen Verzicht auf die Gleichbehandlung von Männern und Frauen? Hat bei Immigranten die pädagogisch motivierte Absicht Vorrang vor der Gleichstellung?
Kurzfristig wäre die Bevorzugung eines Mannes sicher der einfachere Weg. Ruhe und Ordnung sind leichter herzustellen. Der pädagogische Zugang zu Jugendlichen, die Frauen nicht als Autorität akzeptieren wollen, wäre vielleicht problemloser. Langfristig wäre das aber der falsche Weg. Integration in Deutschland heißt, diesseits aller Leitkulturen, in erster Linie Integration in unsere Rechtsordnung. Zu der gehören die Gleichberechtigung der Frau und die Autorität von Funktionsträgern unabhängig von deren Geschlecht.
3.Die zweite Frage: Wie hältst du‘s mit unserer Selbstbehauptung?
Alle Probleme mit Immigranten ausschließlich unter dem Gesichtspunkt deren bestmöglicher Betreuung zu sehen, geht ohnehin zu kurz. Auch die Belange der Deutschen zählen!
Schon deshalb müssen unsere europäischen Grundsätze und Grundrechte dem Vorurteil von Immigranten gegen Frauen nicht weichen. Auch ein nur pädagogisch begründeter Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz wäre ein kleiner Schritt der Unterwerfung unter uns fremde Vorstellungen vom (Minder-)Wert der Frau.
„Integration von Migranten bedeutet (deshalb), elementare Rechtsgüter der Verfassung wie die … (Grundrechte) zu bewahren, nicht aber sie einzuschränken.“ (Steinberg, FAZ 7. August 2017, S. 7
T.Bauer
Bezeichnend, wenn selbst eine als emanzipatorisch hoch engagierte Grüne hier realistische Argumente vermittelt, um das rechtspopulistische Geschwurbel des CSU-Fraktionsvorsitzenden deutlich zu machen.
Der neue Ortsvorsitzende der CSU spricht von einem Generationswechsel in der örtlichen CSU. Zeit wird’s, dass rechte Polemiker die Zeichen der Zeit erkennen und mal darüber nachdenken, ob man nicht einen eigenen Beitrag zu diesem Prozess leisten möchte: einfach aufhören.
Ein Austragstüberl wäre ja mit der nicht zum ersten Mal vermittelten Einstellung sicher im „Gauland“ zu finden.
Das JUZ hatte bis vor kurzem einen langjährigen männlichen Mitarbeiter im Team. Nach dessen altersbedingtem Ausscheiden, wäre sowohl aus pädagogischen Gründen als auch im Sinn einer gelebten Gleichstellung von Frau und Mann ein Kollege – bei einem sonst rein weiblichen Team – durchaus angebracht. Im JUZ genauso wie in anderen weiblich dominierten Bereichen wie Kitas, Grundschulen oder Pflege: hier sollte – gleiche Eignung vorausgesetzt – entsprechend dem Gleichheitsgrundsatz zwingend einem männlichen Bewerber der Vorzug gegeben werden!
Sicher ist die Integration von Menschen mit teils mittelalterlichem Frauenbild keine leicht zu bewältigende Aufgabe – auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft war dies kein Akt, der im Hauruckverfahren umgesetzt worden wäre. Ein männlicher Mitarbeiter im JUZ wird durchaus als identifikationsstiftendes Vorbild für jugendliche Immigranten sinnvoll und damit einer optimalen Ingegration angemessen sein.
In diesem Fall von einer Einschränkung der Grundrechte zu schwadronieren, kann getrost als plumpes Wahlkampfmanöver aus der rechten Ecke bezeichnet werden!
Nachtijall, ick hör dir trapsen,
bis dato war die CSU nicht als Vorkämpferin für die Gleichberechtigung in Deutschand bekannt.
Aber wenn es auf die spezifischen Probleme und Herausforderugnen bei der Integration der Asylbewerber und Asylberechtigten hinzuweisen gilt, nimmt man sich anscheinend sehr gerne dieses früher so verschmähten Themas an.