Immer schwerer fällt es vielen Vereinen, Vorstandsämter zu besetzen, immer mehr Vereine lösen sich deswegen auf. Ein Beispiel von vielen: Der traditionsreiche Gartenbauverein Esting. Dies nahmen die Freien Wähler Olching zum Anlass, zu einer Podiumsdiskussion mit Vereinsvertretern und der Ehrenamtsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Eva Gottstein, einzuladen.
„In Bayern engagiert sich statistisch fast jede(r) Zweite über 14 Jahre ehrenamtlich, sogar mit steigender Tendenz – im Rettungsdienst, in sozialen Einrichtungen, in Kirche oder Kultur, in der Flüchtlingshilfe oder im Sportverein.“ Mit diesen ermutigen Zahlen leitete Eva Gottstein, die Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, ihr Impulsreferat ein. Die Landtagsabgeordnete zeigte anhand von Beispielen wie der Einführung der Ehrenamtskarte, dass sich die Politik, so Gottstein, „der Bedeutung des Ehrenamts sehr wohl bewusst“ sei. In der späteren Diskussion wies die Landtagsabgeordnete auf den „Bayerischen Weg“ – die großzügige, ehrenamtsfreundliche Interpretation der Datenschutz-Grundverordnung hin: „Kein Verein muss deswegen einen Datenschutzbeauftragten bestellen.“
Mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse des Ehrenamts forderte nach Eva Gottstein Peter Knoll in seinem Referat. Er betonte: „Es liegt auch an der Politik, am zunehmend engeren Korsett aus Rechtsvorschriften und immer mehr bürokratischen Auflagen, dass es zunehmend schwer fällt, Vorstandsämter zu besetzen“, stellte der Referent fest, der beruflich Vereine und Verbände bei der Mitgliederwerbung berät. Als Beispiel nannte Knoll die Datenschutz-Grundverordnung, die im Gegensatz zu anderen EU-Ländern in Deutschland auch für Ehrenamtliche gelte und Vereinen die Arbeit deutlich erschwere. „Ich wünsche mir eine generelle Ausnahmeregelung für gemeinnützige Organisationen“, forderte Knoll.
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit reger Publikumsbeteiligung, die Stefan Eibl leitete, berichteten Vertreter unterschiedlicher Vereine aus ihrer Praxis. Vanessa Bruckner, die den Gesamtelternbeirat in Olching vertrat, bedauerte das zu geringe Engagement vieler Eltern. Wenig Grund zur Klage hatten dagegen Adalbert Heim, 1. Vorstand der Olchinger Tanzfreunde, sowie Hermann Glas, Geschäftsführer des SV Esting. „Bei uns hat es sich bewährt, schon seit vielen Jahren, die ehrenamtliche Vereinsführung durch Professionalisierung zu entlasten“, berichtete Glas. Er räumte zugleich ein, dass sich diesbezüglich ein großer Verein naturgemäß leichter tue. Josef Gigl, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Olching, wies darauf hin, dass eine moderne Ausrüstung der „Blaulicht-Helfer“ zwar teuer sei, eine Berufsfeuerwehr dagegen „überhaupt nicht finanzierbar“.
Mehrere Publikumsbeiträge betonten, dass sie sich als Vereinsvertreter weniger Regulierungen und mehr Unterstützung für ihre Arbeit durch bessere Aufklärung wünschen. Unter großem Beifall forderte eine Teilnehmerin: „Wir sind ehrenamtlich tätig und machen das, was wir machen, sehr gern, aber nicht beruflich. Niemand kann von uns erwarten, dass wir alles immer perfekt machen. Ich wünsche mir, dass das unsere Gesellschaft stärker respektiert!“