Ukraine-Geflüchtete / Zerschlagung der Unterkunft Olching, Hermann-Böcker-Straße

Guten Tag Herr Landrat,

aus dem Kreise der Ukraine-Geflüchteten haben wir gestern Mittag erfahren, dass das Landratsamt den ukrainischen Bewohnern der Olchinger Unterkunft Hermann-Böcker-Straße , mehr als 60 Personen aus der Ukraine waren dort untergebracht, am 4.1.2023 mitgeteilt hat, dass am morgigen Mittwoch, den 11.1.2023 in diese Unterkunft Sinti/Roma-Familien eingezogen werden und alle ukrainischen Geflüchteten in andere Unterkünfte verlegt werden.

Nachdem einzelne Familien oder Personen nicht bereit sind, auf diese überfallartige Weise „verfrachtet zu werden“, hat man diesen lt. unseren Informationen angekündigt, sie würden bei Weigerung mit der Polizei aus der Unterkunft herausgeholt.

Die Aktion ist mittlerweile auch bereits klamm und heimlich begonnen worden, dies ohne jede Information an den Helferkreis, in dem meine Frau und ich ehrenamtlich wie alle anderen auch mitarbeiten, auch ohne jede Information an die Stadtverwaltung Olchings, die den Landkreis in der Hilfe in Flüchtlingsfragen bisher stets sehr engagiert und loyal unterstützt hat.

Ich weiß nicht, ob Sie in diese ganz offensichtlich sehr gezielt und bewusst über die Feiertage und den Jahreswechsel fast generalsstabsmäßig vorbereitete Nacht- und Nebel-Aktion eingeweiht waren.

Wenn nicht, rate ich Ihnen, die Verantwortlichen im Amt sofort von diesen Aufgaben freizustellen, denn über die Folgen dieses Unsinns hat dort offenbar niemand auch nur ein Milligramm Hirnschmalz verschwendet.

Sollten Sie das abgesegnet haben, so kommentiere ich das heute nicht politisch, sondern fordere Sie heute lediglich auf, sofort alle weiteren Aktionen zu stoppen, bevor hier jegliches humane Porzellan zerschlagen ist.

Ich bin mir nicht klar, ob im Amt, das ja staatlich ist und damit unter Ihrer Amtsführung steht, das jenseits des Zugriffs des Kreistags und der kommunalen Verwaltung steht, auch nur irgendwer sich einen Kopf um die Fragen gemacht hat, was mit dieser Aktion ausgelöst wird.

Zum einen bei den Bewohnern, zum anderen aber auch bei denen, die hier mit großem ehrenamtlichem Einsatz Hilfen organisiert und Betreuungen sowie Begleitung der Menschen geleistet haben.

Da werden Familien zerrissen, da werden Menschen, die etwas Ruhe und den einen oder anderen Kontakt gefunden haben, aus allem rausgerissen und in neue Umgebungen verfrachtet.

Da werden Kinder aus KiTa´s und Schulen wechseln müssen, wo sie gerade mal erste Kontakte und Erfahrungen gesammelt haben.

Da werden Bildungseinrichtungen, die sich auf die mühevolle Arbeit der Betreuung dieser Kinder eingerichtet haben, um diese Leistungen betrogen.

Da werden Erwachsenenbildungsträgern, die mit Mühen und Geld Integrationskurse und Sprachkurse aus dem Boden gestampft haben, plötzlich Teilnehmer einfach „wegverfrachtet“.

Mit einer solchen Aktion wird kein einziger Quadratmeter weiterer Wohnflächen geschaffen, um Geflüchtete aufnehmen zu können.

Es wird lediglich ein mentales und organisatorisches Chaos produziert und durch die Kriegsgeschehnisse traumatisierte Menschen werden einmal mehr durch Behördenhandeln tief verunsichert.

Im Helferkreis fragt man sich, was die eigene Arbeit vor diesem Hintergrund wert sein soll, und sie kündigen an, diese zu beenden.

Ohne deren Einsatz jedoch ist das Amt weitgehend überfordert.
Offenbar das nicht nur operativ, sondern scheinbar auch intellektuell?

Ich habe kein öffentliches Amt und kein Mandat mehr, aber ich werde auch ohne all das nicht widerspruchslos zusehen, wie hier zynisch und inhuman einmal mehr mit Menschen umgegangen wird.

Sollte morgen Polizei anrücken, um die restlichen ukrainischen Bewohner aus der Unterkunft zwangsweise „zu entfernen“, dürfen Sie damit rechnen, dass dem Widerstand entgegengesetzt wird, und zwar nicht vorrangig von denen, die hier als die Schwächsten das Objekt von Behördenhandeln sein müssen.

Noch hoffe ich darauf, dass Sie hier ein Zeichen setzen.
Tun Sie es bitte, umgehend!!!

Alfred Münch

Feursstrasse 63a

82140 Olching

Tel. FN ++49 8142 488 348; Mobil: ++49 172 840 66 36

Mail: muench@isc-infrastruktur.de

 

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3 Antworten zu Ukraine-Geflüchtete / Zerschlagung der Unterkunft Olching, Hermann-Böcker-Straße

  1. Helene Sajons sagt:

    Wie wertlos müssen sich diese Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten, vorkommen!
    Wie kann ein Amt so rücksichtlos und beschämend handeln!
    Leider hat das Landratsamt FFB keinen guten Ruf, wenn es um den Umgang mit Flüchtlingen und Vertriebenen geht. Es wäre sicherlich notwendig, die Kompetenzen der Mitarbeiter*innen zu prüfen! Interessant wäre auch zu erfahren, ob sie Schulungen zum Thema „Empathie“ bzw. „Umgang mit dem Fremden“ regelmäßig besuchen. Zu diesem Begriff sind zahlreiche Beiträge und Ratgeber im Internet zu finden.

  2. Karl Haschke sagt:

    Ja, da kann man nur noch hoffen, dass dieser Akt lediglich auf bürokratischer Gedankenlosigkeit und/oder deutlichen Empathie-Defiziten beruht; stünde dahinter Absicht und Methode, dann gut‘-Nacht Humanität…

    Karl Haschke

    • Alfred Münch sagt:

      Mitnichten war das so, mittlerweile hat Landrat Karmasin eingeräumt, ständig informiert gewesen zu sein von den Vorbereitungen, er habe sich berichten lassen von den auch über die Feiertage und den Jahreswechsel Mitarbeitenden.
      Das Vorgehen sei „alternativlos“ gewesen.
      Und dann schreibt er noch von 50 zusätzlichen Plätzen durch dichtere Belegung , die dadurch entstanden seien. Vorher war die Unterkunft bereits mit max. 62 Personen überdicht belegt.
      Warten wir ab, was da noch weiter an Unsinn kommt.
      Kommt Chaos, wird Karmasin und sein Gefolge die Stadt dafür verantwortlich zu machen suchen, erwarte ich.

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