Leserbief von Stadtrat Karl Haschke

Die Stadt Olching plant ein neues Feuerwehrhaus, das im Vergleich zum alten Domizil an der Ordenslandstraße zwei- bis dreimal größer ausfallen soll. Die Scheinbegründung für den Neubau wird an einem Prüfbericht des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbands (BKPV) festgemacht, der dem alten Feuerwehrhaus im wesentlichen unzureichende sanitäre Anlagen, Enge und überholte Gesundheitsstandards bescheinigt. Auch wenn die Befürworter eines Neubaus in dieser Frage immer wieder auf den BKPV verweisen, so muss klar gesagt werden, dass sich dieser zum Thema Renovierung versus Neubau niemals geäussert hat. Interessant ist in dieser Frage, dass bereits vor Jahren ein Ingenieur-Gutachten erstellt wurde, das alle vom BKPV festgestellten Mängel mit vergleichsweise geringen Finanzaufwand für behebbar hält und dem bestehenden Feuerwehrhaus nach einer Renovierung noch jahrzehntelange Nutzung in Aussicht stellte…

Meine Kritik richtet sich natürlich nicht nur gegen die Vorgänge rund um das neue Feuerwehrhaus; meine Kritik ist viel grundsätzlicherer Natur:

  1. Wir haben nicht eine städtische Olchinger Feuerwehr; für viel Geld unterhalten wir vier zumeist vollausgestattete Feuerwehren, die sich untereinander oft nicht grün sind, deren Beschaffungsforderungen in den vergangenen Jahrzehnten fatal an das Verhalten futterneidiger Kinder erinnert.
  2. Wir planen Größe, Zahl und Umfang von Gerätehäusern, Fahrzeugen und Ausrüstungen nicht nach dem tatsächlichen Bedarf, also der realen Gefährdung, sondern nach Mannschaftsstärken, die noch dazu mit dem ganz dicken Daumen in die Zukunft extrapoliert werden. Wer so an den Notwendigkeiten vorbeiplant, für den ist Feuerwehrdienst wohl eine Art städtisch finanzierter Freizeitgestaltung. Das darf nicht sein!
  3. Die Größe unserer vier Feuerwehren hat sich insbesondere auch nach deren Verfügbarkeit zu richten: Was an einem x-beliebigen Donnerstagvormittag reicht, weil es wegen fehlender personeller Verfügbarkeit reichen muss, das hat auch am Donnerstagabend zu reichen, wenn alle zu Hause sind.
  4. Es muss endlich Schluss sein mit dem Verfahren, dass die vier Olchinger Feuerwehren im sog. Feuerwehrbedarfsplan Forderungen formulieren,  für gut befinden und dann auch noch darüber abstimmen. Zum Vergleich: Von den ca. vierzig Feuerwehren im Landkreis hat nur eine Handvoll einen FW-Bedarfsplan und die Olchinger Feuerwehr ist die einzige, die Ihren Bedarf selber festlegt. Ein Schelm, wer da an mafiöse Strukturen denkt?
  5. Es ist endlich an der Zeit, das immer-so-weiter, das für den Umgang der Stadt mit den Olchinger Feuerwehren kennzeichnend ist, auf den Prüfstand zu stellen. Es gibt keinerlei Begründung dafür, dass die Stadt Olching Feuerwehren in einem Umfang unterhält, der mehr als doppelt so großen Städten, z.B. Landshut oder Rosenheim angemessen wäre, jedenfalls größer ist, als die Feuerwehren der umliegenden Großgemeinden zusammen. Und die Stadt hat dafür Sorge zu tragen, dass Dinge, wie z.B. der Betrug mit der Drehleiter DLK, der Trick mit dem Löschfahrzeug LF16 oder die Spinnerei mit einem vierachsigen FW-Quad, ein für alle Mal der Vergangenheit angehören. Dies gilt insbesondere auch deshalb, weil diese unglaubliche Mittelverschwendung zu Lasten und auf Kosten aller anderen Pflichtaufgaben der Stadt stattfindet (vgl. dazu Art. 57 GO).

 

Fazit: Vor Abriss und Neubau kommt Renovierung. Was für städtische Straßen und Grundschulen in Esting und Olching gilt, d.h. der sparsame Umgang mit knappen Mitteln, hat auch für die Olchinger Feuerwehren zu gelten. Und das gilt erst recht in Zeiten von Nachhaltigkeit und knappen Kassen.

Karl Haschke

SPD-Stadtrat

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