HARMONICE MUNDI  Klingende Himmelsvisionen des 17. Jahrhunderts für Viola da Gamba und Orgel

Die 213. Matinee am Sonntag, dem 19. November 2023

um 11:11 Uhr im KOM, Olching, Hauptstr. 68

HARMONICE MUNDI

 Klingende Himmelsvisionen

des 17. Jahrhunderts

für Viola da Gamba und Orgel

Werke von H.I. F. Biber, G. Muffat,

J.H. Schmelzer, u.a.

Daniel Niedhammer – Orgel

Viktor Töpelmann – Viola da Gamba

(von Hans Khögl, Wien 1674)

Zum Programm: „Es sind also die Himmelsbewegungen nichts anderes als eine fortwährende mehrstimmige Musik“, schrieb 1619 der Astronom Johannes Kepler in seinem Werk Harmonices Mundi Libri V. Da die mathematischen Proportionen der himmlischen Planeten- Bahnen und der irdischen Harmonie übereinstimmen, kann der Mensch „die fortlaufende Dauer der Weltzeit in einem kurzen Teil einer Stunde mit einer kunstvollen

Symphonie“ darstellen und so „das Wohlgefallen des göttlichen Werkmeisters an seinen Werken soweit wie möglich nachkosten in dem so lieblichen Wonnegefühl, dass ihm diese Musik in der Nachahmung Gottes bereitet“. Für Kepler spiegelt die musikalische Harmonie transzendentale Prinzipien und so bietet die Musik den Menschen einen Weg und ein Vokabular, sich dem Geheimnis der Welt zu nähern.

Um dieses »so liebliche Wonnegefühl« einer musikalischen Annäherung an Gott in ihrer Kirche klanglich nachkosten zu können, erwarb das Benediktinerstift Kremsmünster in den 1670er Jahren eine große Anzahl an Streichinstrumenten. Unter diesen befand sich auch eine Bassgambe des Wiener Geigenbauers Hans Khögl von 1674, die bis heute in einem weitgehend originalen Zustand überliefert ist und in diesem Konzertprogramm von dem Gambisten, Musikhistoriker und Spezialisten für historische Aufführungspraxis Viktor Töpelmann wieder zum Klingen und Singen gebracht wird. Das Instrument und der damalige Gambist des Stifts Kremsmünster Matthias Catharina Puecher inspirierten Viktor Töpelmann, sich auf die Suche nach einem passenden solistischen Repertoire und den entsprechenden Klängen aus dem späten 17. Jahrhundert zu machen. Während prächtige Instrumente der Gambenfamilie aus dem süddeutsch-österreichischen Raum – von Khögl in Wien, Johannes Schorn in Salzburg oder Johann Seelos in Linz – erhalten sind, ist keine originäre solistische Gambenliteratur aus der Gegend überliefert. Stattdessen spielten virtuose Gambisten, wie Puecher oder Gottfried Finger (c1660–1730), offenbar Violinmusik auf der Gambe.

So sind in diesem Konzertprogramm neben einer Gambensonate von August Kühnel (1645 – nach 1699) Transkriptionen zeitgenössischer österreichischer Geigenmusik zu hören: eine Violinsonate Johann Heinrich Schmelzers (c1620–1680) und zwei Sonaten aus dem Zyklus der sogenannten „Rosenkranz-Sonaten“ Heinrich Ignaz Franz von Bibers (1644– 1704). Dazwischen erklingen die Lachrime Pavaen von Johann Schop und Johann Pachelbels (1653–1706) Partita über den Choral Alle Menschen müssen sterben für Orgel solo.

Viktor Töpelmann studierte Musik am King’s College London und Barockvioloncello und Viola da gamba an der Royal Academy of Music London und an der Hochschule für Musik Köln. Von 2011 bis 2015 war er Stipendiat der King’s College Graduate School und wurde 2016 mit einer Arbeit über das kulturelle Umfeld der Familie Mozart in Salzburg promoviert.

Viktor Töpelmann ist gleichermaßen aktiv als Cellist und Gambist und tritt regelmäßig als musikalischer Leiter und Dirigent in Erscheinung. Von 2015 bis 2022 war er künstlerischer Leiter des Vokal Ensemble München. Seine profunden Kenntnisse im Bereich der historischen Aufführungspraxis und der historischen Instrumentenkunde dienen Viktor Töpelmann als reiche Inspirationsquelle für ein lebendiges Musizieren. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über die Familie Mozart, das kulturelle Leben im 18. Jahrhundert in Salzburg und instrumentenkundliche Themen, sowie seine akribisch konzipierten Konzert- und CD-Programme weisen ihn als kreativen Musikforscher und inspirierenden Musiker aus.

In München geboren ist Daniela Niedhammer seit einigen Jahren als Dirigentin, Cembalistin und Organistin im Raum Basel (CH) tätig. Mit ihrem Barockensemble Der Musikalische Garten gewann sie 1. Preise und Auszeichnungen im Bereich Alte Musik und konzertiert regelmäßig in der Schweiz und Deutschland. Daneben arbeitet sie als Korrepetitorin und Dirigentin und hat die künstlerische Assistenz der Mädchenkantorei Basel inne.

Daniela Niedhammer studierte in Basel an der Schola Cantorum Basiliensis Cembalo/ Generalbass und Orgel. Davor absolvierte sie ein Cembalostudium und eine kirchenmusikalische Ausbildung (A-Diplom) an der Hochschule für Musik und Theater München. Zu ihren Lehrern zählen Jesper Christensen, Christine Schornsheim, Andreas Staier, Lorenzo Ghielmi und Edgar Krapp. Chorleitung studierte sie bei Markus Utz und Michael Gläser.

 Programm

 Johann Heinrich Schmelzer (c1620–1680)

Sonata IV in D-Dur für Violine und Basso continuo aus Sonatae unarum fidium, seu a violino solo

(Nürnberg 1664), transkribiert für Viola da gamba von Viktor Töpelmann

August Kühnel (1645 – nach 1699)

Sonata VII in G-Dur für Viola da gamba und Basso continuo

aus Sonate o partite ad una o due viole da gamba con il basso continuo (Kassel 1698)

 Heinrich Ignaz Franz von Biber (1644–1704)

Sonata VI »Christi Leiden am Ölberg« für Violine und Basso continuo aus den »Rosenkranz-Sonaten«

(Salzburg c1674), transkribiert für Viola da gamba von Viktor Töpelmann

 Johann Pachelbel (1653–1706)

Partita über Alle Menschen müssen sterben für Orgel solo aus Musicalische Sterbens- Gedancken (Erfurt 1683)

 Johan Schop (?–1667)                                                                        

»Lachrime Pavaen« aus T’Uitnement Kabinet (Amsterdam 1646)

 Heinrich Ignaz Franz von Biber (1644–1704)                                                                                     (13’)

Sonata XIV »Mariä Himmelfahrt« in D-Dur für Violine und Basso continuo aus den »Rosenkranz-Sonaten« (Salzburg c1674), transkribiert für Viola da gamba von Viktor Töpelmann

Die letzten Konzertjahre mit Corona haben unsere Wertschätzung für die Künstler*innen und Ihre Kunst noch vermehrt und uns die Notwendigkeit von Kultur überaus deutlich gemacht. Wir als Kulturverein stehen dafür ein dies zu erhalten und fortzuführen. Helfen Sie uns dabei und geben Sie Ihrer Wertschätzung durch eine angemessene Spende Ausdruck! Der Eintritt ist frei, wir würden uns aber über eine Spende von 15 € freuen.

 

  1. Matinee, 10. Dezember 2023 um 11:11 Uhr

IN DULCI JUBILO – Musica per flauta e salterio

Marion Treupel-Franck – Traversflöte, Birgit Stolzenburg – Salterio

Werke von Telemann, Playford, Kapsberger, Falconieri u.a.

 Wir freuen uns auf Ihr Kommen, Tatiana Flickinger, Gabriele Frank, Heidi Lenzen, Barbara Schlenker & Ewald Zachmann

www.11-11-musik.de

Dieser Beitrag wurde unter Kultur, Veranstaltungen veröffentlicht. Setzen Sie ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert