Die Aktion der Studentinnen Caro und Franzi wäre glaubhaft, wenn sie nicht im Dunkel der Nacht unter gewaltsamen Aufbrechen der verschlossenen Tonne (so das Gericht) vorgenommen worden wäre. In einer offenen Gesellschaft wird öffentlich demonstriert. So riecht es danach, dass die klamme Kasse geschont werden sollte, ohne sich an der Tafel anstellen zu müssen. Die Bundesregierung hat mit der Aktion „Zu gut für die Tonne“ Schritte zur Lösung dieses vermeidbaren Problems beschrieben. Jetzt müssen unter Einschluss der Produktion, des Handels und der Verbraucher Taten folgen, die effektiver sind als in Olching einen öffentlichen Kühlschrank aufzustellen.
Ewald Zachmann
Leider landen noch viel zu viele Lebensmittel – anstelle bei den Tafeln oder anderen AbnehmerInnen – in der Tonne. Dies führt neben wirtschaftlichem Schaden zu gravierenden Folgen für Umwelt und Klima, denn ein Drittel der bewirtschafteten Flächen produzieren für den Müll! Ohne auf etwas verzichten zu müssen, könnten erhebliche Mengen Düngemittel und Pestizide eingespart werden, rund 48 Tonnen Treibhausgase würden jährlich alleine in Deutschand nicht anfallen und die Artenvielfalt wäre weit weniger bedrängt.
Bereits 2012 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Initiative „Zu gut für die Tonne“ aufgelegt – ohne verbindliche Regelungen und erfolglos hinsichtlich Reduzierung von Lebensmittelabfällen! Auch die neue Nationale Strategie des BMEL setzt ausschließlich auf Freiwilligkeit, wirksame gesetzliche Vorgaben wie sie etwa Frankreich oder Tschechien umgesetzt haben, sind nicht vorgesehen. In Frankreich zeigt sich beispielsweise nach kurzer Zeit , dass von der Verpflichtung großer Supermärkte zur Abgabe der noch verwendbaren „Lebensmittelabfälle“ die Tafeln profitieren.
Öffentlich zugängliche Fair-Teiler (Schränke und Kühlschränke) oder Initiativen wie die Lebensmittel-Retter ergänzen das Angebot der Tafeln und richten sich an einen erweiterten Personenkreis. Fair-Teiler haben lange „Öffnungszeiten“ und stehen grundsätzlich allen zur Verfügung, die etwas abzugeben haben und Lebensmittel vor dem Verderben „retten“ wollen. Sie sind insbesondere auch ein Angebot für Privatpersonen, denn mit einem Anteil von 50 bis 60 Prozent tragen Privathaushalte mit einem großen Anteil zur Lebensmittelverschwendung bei.