Ausgrenzung im Heimatland und auf der Flucht: Workshop über „Geflüchtete Roma aus der Ukraine“

Olching, 6. Juli 2023. In Olching und im Landkreis sind in den letzten Monaten auch ukrainische Geflüchtete der Bevölkerungsgruppe der Roma angekommen. Viele von ihnen haben bereits in der Ukraine, während der Flucht und bei der Ankunft in Deutschland Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren. Zu diesem Thema haben der Helferkreis Asyl Olching in Zusammenarbeit mit dem Pfarrverband Olching-Esting, dem Brucker Forum e.V. und dem Caritas-Zentrum Fürstenfeldbruck am 30. Juni 2023 ein Seminar im Pfarrsaal St. Elisabeth in Olching-Esting veranstaltet. Der gut zweistündige Workshop fand großes Interesse unter Ehrenamtlichen aus Helferkreisen, Kleiderkammer, Tafel und Kinderschutzbund, aber auch unter Hauptamtlichen aus Sozialberatung und Erwachsenenbildung sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung und Kommunalpolitik.

Die beiden Referenten waren ausgesprochene Experten zum Thema: ein Vertreter vom Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Bayern e.V., der als Sozialpädagoge Betroffene berät und Seminare abhält, sowie ein Vertreter der Sinti und Roma-Community, der für die Madhouse gemeinnützige GmbH in München Beratung für Sinti und Roma anbietet. Sie vermittelten den Teilnehmenden des Workshops Wissen zu Begrifflichkeiten und dem geschichtlichen Hintergrund, zeigten Grundstrukturen des Antiziganismus auf und gaben abschließend Hinweise auf Stellen, an die man sich im Fall von antiziganistischen Vorfällen wenden kann.

In Olching sind derzeit etwa zwölf aus der Ukraine geflüchtete Familien untergebracht, die der Volksgruppe der Roma angehören. Sie sind auf mehrere Unterkünfte verteilt. „Wie alle anderen Geflüchteten auch benötigen diese Familien Unterstützung“, sagt der Sozialpädagoge vom Verband Deutscher Sinti und Roma. „Die Roma sind keine homogene Gruppe, es kommen auch Familien aus sozialen Problemlagen. Jahrzehntelange Marginalisierung und Segregation haben zu diesen geführt. Das Ergebnis dieser Ausgrenzung darf man ihnen nun nicht selbst zur Last legen. Es handelt sich um soziale Probleme, die nicht in der Kultur zu suchen sind.“ Es müsse zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen und den Geflüchteten Vertrauen aufgebaut werden, Sensibilisierung für das Thema geschaffen und durch mehr personelle Ressourcen Unterstützung und Zugang zu Hilfen für die Familien sichergestellt werden. Dazu könnten auch sogenannte Community-Dolmetscherinnen und -Dolmetscher beitragen, da viele der hierher geflüchteten Roma der Ungarisch sprechenden Minderheit in der Ukraine angehörten, und die Kommunikation mit Haupt- und Ehrenamtlichen teilweise schwierig sei. Mit Workshops wie dem in Olching möchte er ein Bewusstsein schaffen, dass „Antiziganismus nicht nur auf intrapersoneller Ebene verortet ist, sondern auch auf struktureller und gesellschaftlicher Ebene.“

Wenn Betroffene oder Ehrenamtliche einen antiziganistischen Vorfall erlebt oder beobachtet haben, kann dieser über die Webseite www.antiziganismus-melden.de oder an meldung@mia-bund.de, Telefonnummer 0173 6378714 gemeldet werden. Für Roma aus der Ukraine hat der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma eine Notfall-Hotline und Kontaktstelle für Diskriminierungserfahrung eingerichtet. Das Angebot umfasst Beratung und Unterstützung in den Sprachen Romanes, Ukrainisch und Russisch unter den Telefonnummern 0176 88215091 und 06621 981153.

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