Kommentar:
Sehr geehrter Herr Dr. Bauer,
sehr geehrter Herr Greim,
vor einigen Jahren hätte mir allein die Vorstellungskraft gefehlt, dass eine Partei, die das Wort „christlich“ oder „sozial“ im Namen trägt, einen solch an der Realität vorbeigehenden Vorschlag diskutiert.
Die Weltfremdheit, mit der manche versuchen eine Argumentationslinie aufzubauen, würde selbst Romanautoren zum Staunen bringen.
Schon der Hinweis, dass Steuern „auch die aufbringen, die die besonderen Angebote nicht nutzen (können)“, ist schiere Unverschämtheit, weil man damit alle Steuerzahler für dumm erklärt. Ich frage mich an dieser Stelle, wer denn die Steuern aufbringt, die benötigt werden, um AUCH die kinderlosen Senioren zu unterstützen. Wer zahlt die Zeche, wenn wir mal nicht mehr produktiv sind?
Doch nicht etwa UNSERE Kinder?
Dann noch der nächste Angriff auf Menschen, die sich zur Eigenabsicherung und für die Familie erdreisten, ein Eigenheim zu besitzen! Schreckliche Menschen, die sich erlauben Grundsteuer zu bezahlen und die Region mit Aufträgen für Handwerker und Handel zu belästigen. Vorsichtshalber sei erwähnt, dass ich hoffe, man erkennt den Zynismus in den Worten.
Aber schauen wir uns doch einfach mal eines der Familienmodelle mit Eigenheim an.
Eine Familie mit zwei Kindern, bei der einer der beiden Elternteile denklogisch häufig einen stundenreduzierten Beruf ausüben wird, muss sich überlegen, ob es sinnvoll erscheint, nach Abzug der Kinderbetreuungskosten 20 bis 30 Stunden in der Woche zu arbeiten, wenn dann magere 500 € Nettoverdienst übrigbleiben.
Häufig ist aber das Gesamteinkommen der Familie dennoch so hoch, dass eine Beantragung staatlicher Unterstützung ausscheidet.
Zum finanziellen Verlust kommt zusätzlich hinzu, dass eines der Elternteile weitgehend aus dem Arbeitsmarkt und damit auch aus dem sozialen Umfeld in der Arbeitsgemeinschaft gedrängt wird. Und schlagartig wird das endlich im in Olching gute und teuer erworbene Eigenheim zum schwer finanzierbaren Problem.
Also „back tot he root“?! Mann arbeitet und Frau steht nur noch hinter dem Herd. Aha!
Sie kennen die Verdienstgrenzen für die Bezuschussung der Betreuungskosten sicherlich. Da wirds für so manche Familie sehr eng und alleinerziehend bleibt vielleicht nur der Weg in die Sozialhilfe aus der man sich vielleicht gerade erst stolzen Hauptes herausgearbeitet hat.
Viele der Argumente wie z.B. „Wir haben einen besseren Verteilerschlüssel“ und „in Olching ist die Verfügbarkeit sehr gut“ lassen mich zweifeln, ob wir von der gleichen Gemeinde reden. Hier geht’s um Olching. Richtig?
Wer Kinder hat, kennt das Szenario nur all zu gut. Das Krippen-Kind abgegeben und es ist nur 1 Betreuer ausfindig zu machen. Bei der Abholung sieht es oft nicht besser aus. Vom Kindergarten kann man nicht wirklich Besseres berichten. Zur Richtigstellung will gesagt sein, dass dies auch schon vor Corona so war. Ich erinnere mich auch an eine Aussage einer Mitarbeiterin des Rathauses, die laut tönte „Egal ob sie einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz haben, SO leicht wird das nicht! Da wird’s eng.“
Die Realität spricht andere Worte!
Das rein wirtschaftliche betrachten unserer Kinder und damit einem Teil unserer Zukunft, ob das der einzig richtige Weg ist, ich wage es zu bezweifeln. Mit mir bezweifeln scheinbar viele andere Gemeinden, die auch im Speckgürtel von München mit ähnlichen Haushaltsproblemen zu kämpfen haben, dass eine Erhöhung der Betreuungskosten der einzig richtige Weg sein kann.
Olching geht mit einem Beispiel voraus. Ob es ein Gutes Beispiel wird? Wohl kaum.
Freundliche Grüße
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