Kommentar von Dr.Thomas Bauer zum Konzepts-Vorschlag der Paulusgrube

Zum Konzept Paulus-Grube:

Eine erste Vorbemerkung: Harte Sachdebatten bringen mehr als persönliche Invektiven!

Eine zweite Vorbemerkung: Ich kenne das aktuelle Konzept der Bürgerinitiative Paulus-Grube derzeit nur aus den ausführlichen und informativen Zeitungs-Berichten. Eine verbindliche Stellungnahme geht aber erst aufgrund der detaillierten Kenntnis.

Flapsig formuliert fehlen dem Konzept zwei Dinge: der Brunnen, aus dem vormittags Kaffee, Tee und Sprudel und abends Gratis-Bier fließen, und die Ausgabe für die gebratenen Hendl. Dann hätten wir scheinbar das Schlaraffenland mitten in Olching. In sich ist das Konzept der Initiative also schlüssig: Alles, was man sich so vorstellen kann, was bequem erscheint und niemandes Interesse tangiert.

Im Ernst: Ein neues Rathaus? Klingt auf den ersten Blick gut. Wenn es nicht ökonomischer und ökologischer wäre, das bestehende, gar nicht so alte Rathaus schrittweise zu sanieren.

Stadthalle? Klingt auch schön. Die vier bis acht Olchinger Großveranstaltungen im Jahr könnten dort sicherlich bequemer durchgeführt werden als in der vor nur wenigen Jahren gebauten Mehrzweckhalle.

Eine große Grünfläche? Immer schön. Hier aber teuer, als Bahnhofsvorplatz zumindest unüblich und angesichts der nahen Amperauen vielleicht nicht die erste Priorität an dieser Stelle.

Aber: Keine Wohnungen, obwohl die Wohnungsnot groß ist? Obwohl auch die Grünen und die Freien Wähler gerade am S-Bahnhof Esting eine massive Wohnbebauung wollten, weil so die Wege zum Arbeitsplatz in München am kürzesten sind. Wohnungen in der Paulus-Grube sind besser als neue Wohn-Bauten außerhalb der Baugrenzen Olchings, mit mehr Flächenfraß und viel längeren Wegen zur S-Bahn.

Kein neuer Handel, weil die derzeit am Ort befindlichen Geschäfte keine Konkurrenz wollen? Obwohl auch der Gewerbe-Verband weiß, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Der anstehende Wegzug der Drogerie Rossmann aus der Hauptstraße zeigt, dass viele Geschäftsräume zu klein sind und dass deshalb eine schleichende Verödung der Innenstadt droht. Adam Smith hat schon vor 250 Jahren darauf hingewiesen: Die aktuellen Wünsche der Gewerbetreibenden müssen nicht identisch sein mit dem langfristigen Interesse an einer lebendigen Innenstadt.

Die Gretchenfrage, „Wer soll das bezahlen?“ lässt sich nicht so schlicht beantworten wie dargestellt. Zum Vergleich: Das Konzept der Stadtverwaltung für Bahnhofsplatz und Paulus-Grube geht davon aus, dass sich die Neubauten mindestens selbst tragen und einen noch nicht bezifferten Erlös für die Stadt bringen. Der ist beim Konzept der Bürgerinitiative nicht möglich, weil nur öffentliche Bauten geplant sind. Die kosten Steuergelder. Die Planung rechnet laut Zeitungsberichten mit staatlichen Zuschüssen für Rathaus, Bibliothek und VHS, in einer zumindest ungewöhnlichen Höhe; zudem wären Zuschüsse auch Steuergelder. In jedem Fall bliebe ein hoher Finanzierungs-Anteil bei der Stadt, die diese Summen in den nächsten Jahren nicht stemmen kann. Auch die Betriebskosten sind wichtig. Sie sind für eine Stadthalle so hoch, dass Olching sie in den letzten 40 Jahren (unter FWO- und SPD-Bürgermeistern) nicht aufbringen konnte und auf absehbare Zeit nicht aufbringen kann.

Das städtische Desaster am großen Berg gezeigt, welche Unwirtschaftlichkeiten entstehen, wenn man nicht von Anfang an sehr gründlich Bau- und Betriebs-Kosten im Auge hat. Da müssen wir noch viel prüfen! Das gilt natürlich auch für das städtische Konzept.

Alles in allem ist der Entwurf der Initiative ein interessanter Diskussionsbeitrag. Seine Ziele sind nur bedingt wünschbar, ihre Umsetzung nur schwer machbar. Aber der Entwurf wird zur Meinungsbildung im Stadtrat beitragen. Für die können wir uns gelassen Zeit nehmen; denn das Projekt Paulus-Grube wird in dieser Amtsperiode des Bürgermeisters und des Stadtrats nicht mehr angegangen werden.

gez. Dr.Thomas Bauer

 

 

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