Kommentar von Dr. Ingrid Jaschke zur aktuellen Diskussion bzgl. der Überplanung der Paulusgrube

 

Die Beiträge anläßlich der Stellungnahme der Stadtverwaltung zur Vorstellung von „Olchings neue Mitte“ durch die BI Paulusgrube und den Gewerbeverband Olching zeigen eines deutlich: im Stadtrat gibt und gab es in der Vergangenheit durchaus unterschiedliche Ziele hinsichtlich der Entwicklung der Paulusgrube.

Die von der BI Paulusgrube und dem Gewerbeverband vorgestellte Planung schaut auf den ersten Blick ansprechend aus, neben öffentlichen Nutzungen – Rathaus, Stadtbücherei, VHS, Bürgersaal, Gastronomie – viel Grün. Hingegen werden Wohnnutzung und Nahversorgung  explizit ausgeschlossen. Letzteres widerspricht einer heute angestrebten nachhaltigen Stadtentwicklung, da Wohnstandorte an Knotenpunkten des öffentlichen Nahverkehrs keine Anfahrten (vom Stadtrand) inklusive P&R-Plätze benötigen und außerdem den Verzicht auf Autofahrten oder gar auf ein eigenes Auto interessant machen. Darüber hinaus setzt eine nachhaltige Stadtentwicklung auf eine deutliche Verringerung weiterer Ausuferungen am Stadtrand, will also die Vernichtung von landwirtschaftlich genutzten Freiflächen reduzieren. Deshalb wird bevorzugt auf Innenverdichtung gesetzt. Dies beinhaltet neben einer maßvollen Höhenentwicklung auch die Nutzung geeigneter innerstädtischer Flächen.

Eine angemessene Nahversorgung kann durchaus sinnvoll sein – ob es ein Vollsortimenter in der vorgesehenen Größenordnung sein muß, darf jedoch bezweifelt werden. Aktuell geht die Entwicklung in Innenstädten wieder hin zu kleineren fußläufig erreichbaren Ladengeschäften. Erfreulicherweise sind zumindest hochtrabende Fantastereien von „Olching Arkaden“ nicht mehr zu hören.

Braucht es ein neues Rathaus im Ortszentrum? Sicher ist, dass unser Rathaus in die Jahre gekommen ist und erheblicher Sanierungsbedarf besteht. Unsere Grüne Fraktion setzt sich seit Jahren dafür ein, dass dieses Thema endlich angegangen wird, anstelle von Jahr zu Jahr nur die dringlichsten Baustellen zu bearbeiten. Eine möglicherweise nötige Erweiterungsfläche ist mit dem angrenzenden unbebauten Grundstück vorhanden. Mit fortschreitender Digitalisierung werden in absehbarer Zeit jedoch viele Gänge ins Rathaus entfallen und ein Bürgerbüro im herkömmlichen Sinn wird eher nicht mehr notwendig sein. Insofern ist ein weiterhin steigender Platzbedarf ohnehin nicht zwingend vorauszusetzen. Wird die Vernichtung von Bausubstanz (graue Energie) und deren Entsorgung bei den Kosten berücksichtigt, ist eine Generalsanierung allemal günstiger als ein Neubau.

Unstrittig ist aus meiner Sicht, dass für unsere Stadtbücherei und auch die VHS Handlungsbedarf besteht. Ob dies zwangsläufig in Bahnhofsnähe stattfinden muss, darf zumindest hinterfragt werden. Gut geeignet für ein „Haus der Bildung“ in Kombination mit einem Bürger*innentreffpunkt wäre auch das Areal der seit Jahren nur sporadisch genutzten ehemaligen Mittelschule an der Heckenstraße oder im Bereich des KOM. Ganz abgesehen davon, dass diese Nutzungen – ebenso wie ein Veranstaltungssaal – in die städtische Überplanung der Paulusgrube aufgenommen werden könnten. So wird die ursprünglich vorgesehene Verlegung der Bahnhofstraße, die sowohl von den Anrainern der Paulusgrube als auch von unserer GRÜNEN-Fraktion abgelehnt wurde, nicht weiter verfolgt.

Mit allerlei nicht belastbaren Aussagen über erhebliche Zuschüsse und dem Verkauf des aktuellen Rathausgrundstücks wird die Planung der BI und des Gewerbeverbands für die Stadt finanziell kaum zu schultern sein. Der Finanzierungsvorschlag von Ewald Zachmann/Für Olching, eine städtische Baugesellschaft zu gründen und damit die Finanzierung auszulagern, erscheint auf den ersten Blick bestechend. Bei näherer Betrachtung wird sich jedoch herausstellen, dass die Stadt für die Anmietung der Gebäude mit öffentlicher Nutzung – Rathaus, Stadtbücherei, VHS – langfristig mit erheblichen Kosten rechnen muß, denn die Baugesellschaft muß sich wirtschaftlich tragen. Nebenbei bemerkt: auch öffentlich-private Partnerschaften (PPP-Modelle) sind keine nachhaltige Lösung, was insbesondere zu Zeiten klammer Kassen gilt. Denn die Kosten und damit eine Überschuldung der Stadt würden lediglich in die Zukunft verlagert werden.

Haben wir hinsichtlich der Entwicklung der Paulusgrube keinen Zeitdruck, besteht jedoch beim Rathaus dringender Handlungsbedarf. Hier wird die Stadt/der Stadtrat in absehbarer Zeit um entsprechende Maßnahmen nicht herumkommen.

gez. Ingrid Jaschke

 

 

 

 

 

 

 

 

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