Bereits 2019 wurde das Anliegen von autofreien Samstagen durch die Partei “Bündnis90/Die Grünen” an die Stadt Olching herangetragen. Damals wurde jedoch von der Regelung Abstand genommen, um die verkaufsstarke Adventszeit nicht einzuschränken.
Der erneute Antrag durch den jetzigen Grünen-Stadtrat Kircher für zwei probeweise autofreie Samstage im August und September wurde daraufhin im Hauptausschuss diskutiert und befürwortet. Im Vorhinein wurde auch der Stadtmarketing Olching e.V. um eine Einschätzung gebeten, die die Sichtweise der innenstädtischen Betriebe darstellen sollte:
“Prinzipiell begrüßt die Vorstandschaft […] eine probeweise und vor allem tageweise autofreie Zone der Innenstadt in den Sommerferienmonaten. Über eine prinzipielle Einführung einer verkehrsberuhigten Zone kann diskutiert werden, eine dauerhaft autofreie Zone erachten wir jedoch als problematisch.
Daher plädiert die Vorstandschaft optimalerweise auf eine Wochenendregelung der autofreien Zone, bittet jedoch auf eine generelle Einführung zu verzichten.”
Der probeweisen Einführung von zwei autofreien Samstagen wurde nach vorangegangener Diskussion im Hauptausschuss zugestimmt. Eine dauerhaft autofreie Zone entlang der Hauptstraße erachtet der Verein aus Gründen der Erreichbarkeit der Ladengeschäfte jedoch als äußerst kritisch. Die Olchinger Innenstadt genießt einen hervorragenden Ruf aufgrund des gut besuchten Einzelhandels, welcher nicht durch die dauerhafte Verbannung von Verkehrsmitteln eingeschränkt werden sollte.
Dennoch bleibt weiter zu unterscheiden, ob von einer autofreien Zone, oder einer verkehrsberuhigten Zone die Rede ist: Eine autofreie Zone meint einen kompletten Verzicht auf jede Art von Verkehrsmittel, die Rahmenbedingungen einer verkehrsberuhigten Zone wurden jedoch bereits in der Vergangenheit an die individuellen Gegebenheiten angepasst und bieten damit unter Umständen einen gewissen Spielraum. So wurde beispielsweise während Großveranstaltungen wie dem “Tag des Kunden” ein vorübergehendes Tempolimit eingeführt, welches jedoch dennoch Durchgangsverkehr erlaubte.
Die beiden probeweisen Samstage in den Sommerferien sollen zeigen, in wie fern die Maßnahme Absatzzahlen und Aufenthaltsqualität beeinflussen und bieten Gelegenheit für empirische Ersterhebungen.
Die vollständige Stellungnahme ist hier nachzulesen.
So ein Antrag kann natürlich nur von den Grünen kommen. Unrealistisch, nicht durchdacht, die Nachteile ignorierend. Wie vieles andere auch von dieser Partei. Wir brauchen in Olching Stadträte mit Rückrat, die auch in der Lage NEIN zu sagen zu diesem Schwachsinn.
Was ist denn an einem Versuch Schwachsinn, der sich mal mit der Frage befasst, wie weit wir die Attraktivität unserer Innenstadt erhöhen und den Verkehr in Olching gleichberechtigt zwischen Fußgängern, Radfahrern und Automobilen gestalten können?
Sind es nicht diese verbalen Keulen ohne jede Sachargumentation, die es verhindern, dass wir auch nur kleine Schritte weiter kommen?
Ist es etwa ein erstrebenswertes Ziel, dass durch Olching jeder zu jeder Zeit und jedem Zweck zügig fahren kann? Was in den Stoßzeiten alleine deshalb dann doch nicht gelingt, weil „jeder“ zu jeder Zeit dann doch oft einige zuviel sind?
Und wollen wir unsere funktionierenden Innenstadtgeschäfte nun durch eine Attraktivierung unserer im Landkreis fast einmaligen Einkaufszone erhalten? Steht dem die Verkehrssituation nicht oft im Wege?
Oder sollen die Geschäfte eingehen, wir weiter – jeder wie er und wann er will – unsere Blechberge ungehindert durch die Stadt kutschieren und dann die Milch und die Socken von den Amazons dieser Welt in Lieferwagen vor die Tür beordern? Die von den Ausgebeuteten dieser Welt gefahren werden müssen, damit es uns besser geht als denen?
Wäre nicht öfter mal ein wenig Nachdenklichkeit sinnvoll? Und dazu ein Denken in Zusammenhängen statt schnöder Beschimpfung Andersdenkender?
Kommentar von Ewald Zachmann:
Ich bin erstaunt, welchen breiten Raum in der Berichterstattung der Beschluss gefunden hat, einen Antrag zu prüfen. Bei vielen flüchtigen Betrachter wird dadurch der Eindruck erweckt, dass autofreie Samstagen stattfinden und nur noch das Wie geklärt werden müsse. Ich warne davor, Olching zur Unzeit zum Experimentierfeld zu erklären. Die Hauptstraße ist die einzige leistungsfähige Verbindung zwischen den diesseits und jenseits der Bahn liegenden Stadtteilen. Diese an verkehrsstarken Samstagen, an denen auch sonstiger Lieferverkehr diese Straße nutzt, zu kappen und Fahrzeuge, die weder durch die kleine Unterführung noch die Fünf-Löcher-Brücke passen, über die B 471 in den Norden von Olching zu schicken und umgekehrt, ist nicht nur ökologisch unsinnig. Dass aus der Hauptstraße verdrängter Verkehr in die dazu zu kleinen Nebenstraße abgedrängt wird, liegt auf der Hand. Das Argument, dass die Corona bedingten Abstände auf einer autoleeren Straße bestens eingehalten werden können, ist unsinnig. Denn dieses Experiment findet in einer Ausnahmesituation statt, lässt also keine Rückschlüsse aus die Situation zu normalen Zeiten zu. Ferner stehen mit der Paulusgrube Planungen an, die sich enorm auf die Hauptstraße auswirken werden, also auch nicht erprobt werden können. Nach der jetzt ausgelegten und von den Grünen gebilligten Planung wird dadurch ein Mehrverkehr von etwa 5.000 Fahrzeugen ausgelöst, der über die ohnehin überlastete Hauptstraße abgewickelt werden soll. Wo soll dieser an einem autofreien Samstag hin?
Also: Warten wir die Stadtmitteplanung ab, prüfen deren Auswirkungen auf die Hauptstraße, überlegen uns ein Gesamtkonzept für die Verkehrsabläufe in Olching mit einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Hautstraße, und stopseln nicht blind herum, nur weil das gut klingt. Dadurch werden einerseits nicht erfüllbare Erwartungen geweckt, andererseits Enttäuschungen, Frustrationen, Verärgerungen an anderer Stelle erzeugt, die die Abwehrspannungen gegenüber Planungen der Stadt erhöhen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ewald Zachmann