75 Jahre Speedway in Olching Teil 1

 

75 Jahre Motorsportclub Olching, da ging es auf der Speedwaybahn oft genug um haarige Zweikämpfe, Methanolgeruch, laut plärrende Motoren und Staubwolken. Tausende Zuschauer zu internationalen Sportveranstaltungen ins Stadion zu locken – das schaffte regional wohl nur der MSCO. Aber natürlich auch Dramen spielten eine Rolle: Etwa die tödlichen Stürze der Club-Legenden Josef Angermüller und Hans Siegl in den 1970er-Jahren. Um auf ein Dreivierteljahrhundert Sportgeschichte zurückzublicken, da bietet es sich an, das anhand von Zahlen zu machen, wie in diesem Beitrag.

58 ADAC´ler aus Olching, Gröbenzell und Esting trafen sich am 12. Oktober 1950 im Café Schiller, um den Motorsportclub Olching zu gründen. Für nur 50 Pfennig im Monat konnte man von da an ein „Gelb-blauer“ sein und viel Arbeit gab es „gratis“ obendrauf: Eine 400 Meter lange Aschenbahn wurde innerhalb von acht (!) Monaten entworfen, geschoben, geebnet und planiert. Alles, für das erste Speedwayrennen an der Amper – und wann? Selbstverständlich am Fronleichnamstag 1951, weil man damals schon wusste, dass haarige Duelle, Methanolgeruch und plärrende Motoren hervorragend zum Volksfest passen.

 

15 000 Zuschauer erlebten, wie Mrs. Boyette, die Gattin des US-Flughafenkommandanten von Fürstenfeldbruck, ein symbolisches Band durchschnitt und damit die neue Bahn für die Rennfahrer freigab. Und das Eröffnungsrennen war eine Glanznummer: Aus allen Richtungen waren die Straßen von ewig langen KFZ-Ketten blockiert. Nachdem Sportkommissar Wilhelm Michl die Fahrer zur Fairness aufforderte, ergänzte der Münchener Domkapitular: „Der Segen kommt von oben.“ Punktgenau dann begann es heftig zu schütten – die anschließende Regenschlacht gewann der Österreicher Leopold Killmeyer.

3 Mannschaften traten an einem Speedway-Renntag gegeneinander an – im August 1951 hieß das kurioserweise „Dreieckskampf“. Und noch sonderbarer wird es, wenn man auf die teilnehmenden Teams blickt: Oberbayern, Niederbayern und Südafrika! Wer gewonnen hat, ist indes nicht überliefert. Jedenfalls organisierte der MSCO im Eröffnungsjahr seiner Rennpiste gleich vier Rennen.

150 Autobesitzer luden ältere und gehandikapte Bürger zu einer Spazierfahrt an den Ammersee ein. Diese offizielle „Oma-Opa-Fahrt“ organisierten die MSCO-Verantwortlichen im Jahr 1958 und die Freude darüber war groß: Der Club spendierte sogar noch eine Dampferfahrt plus Kaffee und Kuchen. Soziales und gesellschaftliches Engagement wurden also immer großgeschrieben. Auch im letzten Juli, als der ADAC Bayerncup-Renntag zum Familien-Nachmittag gemacht wurde. Bei freiem Eintritt durften sich die Kids auf sechs Hüpfburgen austoben und bei einer Schnitzeljagd rätseln.

4 mal wurde das Speedwayteam des MSC Olching Deutscher Meister. Im Herbst 1992 ging der große Pokal zum ersten Mal nach Olching. Endlich auch offiziell, denn schon 1971 und 1972 gab es Wettfahrten zwischen deutschen Teams, bei welchen die Olchinger Fahrer vorne landeten. Halt nicht unter der Bezeichnung „Bundesliga“, weshalb auch keine DM-Titel vergeben wurden. Weitere Erfolge gab es in den Jahren 2006, 2007 und 2008.

390 Meter lang ist die Speedwaybahn neben dem Volksfestplatz. Indes haben die Olchinger seit 1982 ein Stück „Saarland“ vor der Haustüre. Nämlich damals wurde viel Erde – eben aus der Saar- Gegend – in die Highspeed-Piste eingebaut. Und dieser tiefbraune Boden hat es in sich: „Er ist unberechenbar, fast wie eine Frau“, sagte Raimund Schön einmal spaßhaft. Er musste es wissen, weil er im Verein alles war: Graue Eminenz, Drahtzieher, Meister der Technik und ein unermüdlicher Werkler. Irgendwie und deswegen war das Oval auch Raimund Schöns Bahn, der leider vor zwei Jahren verstarb.

705 Sitzplätze gibt auf der Haupttribüne des Olchinger Speedway-Stadions. Und vielleicht erhascht man von dort aus einen „Hauch von Olympia“, wenn man die Rennfahrer anfeuert. Richtig gelesen: Im Juni 2003 montierten die MSCO-Mitglieder hunderte Original-Sitzschalen aus dem Münchener Olympiastadion. Das gesamte Material kaufte sich der Verein mit der Unterstützung des ADAC und der Stadt Olching. Gut möglich also, dass man beim Speedwayrennen dort sitzt, von wo aus schon der WM- Siegtreffer von Gerd Müller bejubelt wurde.

1981 fand an der Amper das Team-WM-Finale statt – vielleicht die „Mutter“ aller Olchinger Speedwayrennen, denn wenn man den absoluten Höhepunkt in der Historie des MSCO heraussuchen möchte, dann dürfte es dieses Spektakel sein. Auf der damals noch schwarzen Aschenbahn lieferten sich die Drifter aus Dänemark, Großbritannien, Deutschland und der UdSSR erbitterte Wettfahrten. Egon Müller, Karl Maier, Georg Hack und Georg Gilgenreiner verpassten den Vize-WM-Titel nur um einen Punkt, dennoch wurden sie frenetisch von den Zuschauermassen gefeiert.

25 Kinder und Jugendliche sind aktuell in der MSCO-Jugendgruppe aktiv. Ein Boom, der den Leiter Ralf Müller ganz besonders freut. So wird am Mittwochabend immer zahlreicher auf verschiedensten Bikes Gas gegeben. Nebenbei bemerkt, wurde im Club schon 1952 mit der Nachwuchsarbeit begonnen: Jungen Verkehrsteilnehmern zu lernen, wie man sich auf der Straße verhält, war der Leitgedanke. „Eine Initiative, die heute noch genauso gut ist, wie vor 73 Jahren“, stellt Ralf Müller klar.

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