Die 233. Matinee am Sonntag, dem 14. September 2025 um 11:11 Uhr im KOM, Olching, Hauptstr. 68

ELEVEN-eleven Schubert- Herbst
WORTLOSE LIEDER
Das HAYDN CHAMBER ENSEMBLE
spielt Werke von Franz Schubert
CORNELIA LÖSCHER – Violine
LUCA MONTI – Klavier
HANNES GRADWOHL – Violoncello
ZUM PROGRAMM

Franz Schubert Notturno in Es-Dur D 897 Adagio
Gewissermaßen als Nebenprodukt seiner beiden großen Klaviertrios schuf Franz Schubert 1827 oder 1828 das sogenannte „Notturno“ in Es-Dur, D 897. Es handelt sich um ein einzelnes Adagio für Klavier, Violine und Violoncello, das erst bei seiner Veröffentlichung 1846 als Opus posthumum 148 vom Wiener Verlagshaus Diabelli den werbewirksamen Beinamen Nocturne erhielt. Die italienische Version dieses Titels ist heute zum gebräuchlichen Titel dieses Satzes geworden, obwohl sich dafür in Schuberts Autograph keinerlei Anhaltspunkt findet.Über dem Anlass zur Komposition liegt völliges Dunkel. Allerdings liegt die Vermutung nahe, Schubert habe dieses Es-Dur-Adagio als
ursprünglichen langsamen Satz für sein B-Dur-Klaviertrio gedacht, bevor er es durch das heute dort befindliche Andante un poco mosso in Es-Dur ersetzte. Es wäre genauso gut denkbar, dass man es mit dem Fragment eines dritten
Klaviertrios, etwa in c-Moll, zu tun hat, das Schubert im Todesjahr nicht mehr vollenden konnte. Dann müsste ein erster
Satz verloren gegangen sein, da Schubert mehrsätzige Werke nie mit dem langsamen Satz begann. Die hohe Qualität dieses Adagios, in dem die Zeit wie in vielen späten Sätzen Schuberts still zu stehen scheint, rechtfertigt seine Aufführung
als selbständiger Triosatz. In seiner fünfteiligen Form lösen eine träumerisch leise Melodie im Zweiertakt und eine munter-kraftvolle Volksweise im Dreiertakt einander ab. Für diesen eigenwilligen Kontrast gibt es eine einleuchtende
Erklärung: Angeblich soll Schubert für das zweite Thema eine Liedweise der Rammpfahlarbeiter aus Gmunden in Oberösterreich verwendet haben. Im Sommer 1825 durchwanderte er das Salzkammergut und kam so auch nach Gmunden, wo er bei diversen Mäzenen freundliche Aufnahme fand. Überall in der Region konnte er auf seiner
Wanderung die „Stöckenschlager“ beobachten, die man auch „Rammer“ nannte, wie sie zum Pilotenschlagen beim Bau von Brücken und Schiffshütten ihre Lieder sangen. „Im Salzkammergut waren damals zur Schiffbarmachung der Traun für den Salzhandel an die 50 ‚Steckenschläger’ beschäftigt, die vom Militärdienst befreit und vom Staat bezahlt waren … Schubert verwendet in seinem Nocturno in Es ein Motiv, das erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Pilotenlied zeigt. Laut einer Gmundner Überlieferung hat er bei einem Aufenthalt dort 1825 die Steckenschläger gehört.“ (Österreichisches
Musiklexikon). Die „Stöckenschlager“ sangen ihre Lieder folgendermaßen: „erst eine Verszeile, in der darauffolgenden
Pause wird der Rammklotz gemeinsam gehoben und fallengelassen, dann folgt die nächste Zeile usw.“ In dieser Weise erklangen damals berühmte Lieder wie „Oanmal auf (pum), und zwoamal drauf (pum)“ oder „Hebts um und um auf!
(pum) An anen obn drauf (pum).“ In Schuberts Version spielen Violine und Cello die Liedmelodie, das Klavier bleibt erst begleitend, deutet dann aber mit lauten, perkussiven Akkorden das Einrammen des Pfahls an. Im Aufbau des Satzes
unterbricht dieses muntere, laute Arbeitslied (Fortissimo in E-Dur, später in C-Dur) zweimal das verträumte, nächtlich leise Hauptthema in Es. Der Satz wirkt so, als werde ein Wanderer in seiner nächtlichen Träumerei durch den Gesang der „Stöckenschlager“ gestört, die noch vor der Morgendämmerung zur Arbeit am Fluss aufbrechen. Vielleicht hat Schubert tatsächlich ein solches „Programm“ im Sinn gehabt und den Satz doch als einzelstehendes Nachtstück für den Salon entworfen.
Franz Schubert Trio in Es-Dur Op.100 Allegro- Andante con moto Scherzando. Allegro

Nach Beethovens Opus 97 versank die Gattung Klaviertrio für ein Jahrzehnt in Letargie – solange, bis Franz Schubert in seinem Todesjahr 1828 sein Es-Dur-Trio im Druck vorlegte. „Wie eine zürnende Himmelserscheinung“ sei es über das damalige „Musiktreiben“ hinweggegangen, erinnerte sich noch zehn Jahre später Robert Schumann. Für ihn blieb es
zeitlebens Schuberts „Eigen-thümlichstes“, ein Nonplusultra romantischer Niemandem außer jenen, die Gefallen daran finden,“ schrieb Schubert selbstbewusst seinem Verleger Probst, der das Werk anstelle des Mainzer Schottverlags in seinen Katalog aufnahm. Eine Widmung an einen adligen Gönner wie bei Beethoven wäre für den Freigeist Schubert nicht in Frage gekommen. Übrigens hat er den Notendruck des Trios nicht
mehr zu sehen bekommen. Die Erstausgabe traf erst Mitte Dezember 1828 in Wien ein, Schubert war am 19. November gestorben. Das Es-Dur-Trio entstand im November 1827. Der ester Satz, Allegro, hat ein für Schubert ungewöhnlich knappes und energisches Hauptthema – fast möchte man sagen: ein typischer Beethoven. Ihm tritt ein chattenhaftes Seitenthema gegenüber, im Rhythmus jazzartig gegen den Takt verschoben. Schumann hörte aus den beiden Themen „tiefen Zorn und wiederum überschwengliche Sehnsucht“ heraus. Letztere prägt vor allem die Durchführung, die auf
dem dritten, gesanglichen Thema des Satzes aufbaut und sich, wie immer beim späten Schubert, in großen Blöcken aus weiträumigen Motivsequenzen aufbaut Den zweiten Satz, Andante con moto, umschrieb Schumann als einen „Seufzer,
der sich bis zur Herzensangst steigern möchte.“ Der Seufzer liegt im melancholischen Mollthema, das zu Beginn vom Cello über eisigen Staccatoakkorden des Klaviers vorgetragen wird. Das Thema bezieht sich auf das schwedischen
Volkslied Se solen sjunker („Sieh‘ die Sonne untergehen…“) welches Schubert Anfang November 1827 im Hause der Schwestern Fröhlich, gesungen von dem schwedischen Tenor Isaak Albert Berg, gehört hatte. Das Scherzando wirkt
danach fast spielerisch gelöst. Dass es im Kanon zwischen Klavier und Streichern abläuft, zeugt von Schuberts spät erwachtem Interesse am Kontrapunkt-Studium, das er noch kurz vor seinem Tod bei Simon Sechter aufnahm. Das Trio,
sonst bei ihm oft ein träumerisches Klangspiel, ist hier eine bissig-ironische Episode. Besonders ambitioniert hat Schubert das Finale, Allegro moderato, angelegt – und sich dabei offenbar übernommen. Vor der Veröffentlichung des Werkes strich er aus der Durchführung zweimal 50 Takte; auch ohne sie erreicht der Satz mit knapp 750 Takten
monumentale Länge. Seine beiden Themen kontrastieren in Tonart, Charakter und sogar in der Taktakt. Das erste ist ein nonchalanter Tanz in Dur im Sechs-achteltakt, das zweite eine unruhig flackernde Tremolomelodie in Moll im duolischen Metrum. Der Widerstreit der Themen und der ständige Wechsel zwischen Zweier- und Dreiermetrum verleihen dem
Satz einen Schwung, der über die „himmlischen Längen“ spielend hinwegträgt www.haydnchamberensemble.com
Das in Eisenstadt und Wien beheimatete Haydn Chamber Ensemble wurde 2013 gegründet. Dem Namen verpflichtet liegt ein wesentlicher künstlerischer Schwerpunkt des Haydn Chamber Ensemble bei der Musik des Namenspatrons Joseph Haydn und seinen Zeitgenossen. Das Haydn Chamber Ensemble gestaltete von 2014 bis 2017 einen eigenen
Kammermusikzyklus bei den Haydn Festspielen Eisenstadt, bei dem in jedem Konzert ein neues, dem Trio gewidmetes Werk zur Uraufführung gelangte. Neben zahlreichen Konzerten in Österreich war das Ensemble zu Gast in China, Japan,
Korea, Italien, Deutschland und Belgien. Cornelia Löscher spielt eine Geige von Michelangelo Bergonzi von 1740. Eine Leihgabe der Österreichischen Nationalbank.
Vieles weitere über die Künstler und ELEVEN-eleven finden Sie auf facebook
www.facebook.com/1111musik

Der Eintritt zu unseren Matineen bleibt auch weiterhin frei, damit jeder die Möglichkeit hat unsere Veranstaltungen zu besuchen. Aber bitte bedenken Sie, dass wir ohne Ihre Spende diese Konzertreihe nicht weiterführen könnten und so wünschen wir uns wie bisher eine großzügige Spende und empfehlen einen Mindestbetrag von 15 €, wenn Ihnen dies möglich ist.

234. Matinee, 19. Oktober 2025 um 11:11 Uhr
„DES IS KLASSISCH!“
Werke von Mozart, Beethoven und Schubert
WOLFGANG BRUNNER – Hammerflügel, FLORIAN MOSER – Violine

Der berühmte Ausspruch „Des is klassisch!“ aus Johann Nestroys Stück „Der Talisman“ passt perfekt auf das nächste Programm mit Florian Moser und Wolfgang Brunner bei ELEVEN-eleven. Die beiden immer zu Späßen aufgelegten Musiker
bringen diesmal nicht wie so oft überraschende Seltenheiten des Repertoires, sondern zur Abwechslung mal tatsächlich und ausnahmsweise lauter zu Recht beliebte Meisterwerke von Mozart, Beethoven und Schubert.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen, Tatiana Flickinger, Gabriele Frank, Heidi Lenzen, Barbara Schlenker & Ewald Zachmann
www.11-11-musik.de

Nach der Matinee sind Sie herzlich eingeladen die Künstler kennen zu lernen und das Konzert bei einem Glas Sekt ausklingen zu lassen. Dieser wird vom Weingut Schreieck

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