Ewald Zachmann: Söder und das Kreuz

Respekt! Söder hat die Republik in Aufruhr versetzt. Die Debatte muss geführt und darf nicht mit dem Hinweis auf spontane Meinungsumfragen abgewürgt werden, die allenfalls die zunehmende Bedeutungslosigkeit der Kirchen widerspiegeln. Denn zur Demokratie gehört der Meinungsstreit und die Veränderung von häufig unreflektierten Ansichten.
Ich teile die Meinung Stückls, dass das Kreuz u.a. Nächstenliebe, Feindesliebe und die Aufforderung, zusammenzukommen bedeutet. Für mich ist das Kreuz, an das der Sohn Gottes genagelt wurde, auch ein Mahnmal, zu welchen Gräueltaten Menschen imstande sind. In Bayern und in Deutschland steht in der Präambel der Verfassungen der Gottesbezug, also der Hinweis, dass Menschenwerk immer fehlerhaft sein kann und sich deshalb an übergeordneten Werten orientieren soll. Die Menschenrechte, auf die sich heute alle – zumindest in der sog westlichen Welt – berufen, ist eine Folge des recht verstandenen Christseins. Deshalb gehört das Kreuz nicht nur in die Kirchen, sondern auch in die Amtsgebäude. Damit wird niemand ausgegrenzt, sondern jeder an die Werte, die das Kreuz symbolisiert und unser Land prägen, täglich erinnert. Wenn andere Länder dafür andere Symbole haben, werden diese von mir ebenfalls respektiert, ohne dass ich mich dort dann ausgegrenzt fühle. Viele autokratische Länder, in denen der rote Stern oder der Halbmond verwendet wird, scheinen mir jedenfalls noch weit davon entfernt zu sein. Das kann sich ja noch ändern. Die Hoffnung, dass sich alles gewaltfrei zum besseren wendet, ist ebenfalls ein Wesensmerkmal des Christentums, wie ich es verstehe.
Die Äußerungen von Marx und Bedford-Strohm kann ich in diesem Zusammenhang nicht (mehr) ernst nehmen, seit diese justament in Jerusalem, also dem Ort, an dem Jesus ans Kreuz genagelt wurde, und von wo aus das Kreuz als Symbol der christlichen Werte seinen Weg in die Welt fand, das Kreuz abgenommen haben. Für mich ein Akt der Selbstverleugnung. Aber Jesus wird diesen Irrenden ebenso verzeihen wie Petrus, dem schwächsten seiner Jünger, der ihn dreimal am Ölberg in der Nacht seiner Gefangennahme verleugnet hat, und von ihm trotzdem zu seinem weltlichen Nachfolger bestimmt wurde.

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2 Antworten zu Ewald Zachmann: Söder und das Kreuz

  1. Alfred Münch sagt:

    Ich bin trotz meiner Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche dafür, dass wir den Staat als weltliche Organisation respektieren, wie es in der Verfassung der Bundesrepublik ausgeführt ist. Er hat allen Bürgern dieses Landes Religionsfreiheit – und das heißt für mich auch die Freiheit der Nutzung ihrer Symbole – zu garantieren. Und er hat sich auch Bewertungen der Religionen, gar noch aus Bevorzugungen oder Ausgrenzungen, solange raus zu halten, wie diese die Regeln des Zusammenlebens in unserer Republik repektieren. Wer dies nicht tut, für den hat unser Rechtssystem ausreichend Sanktionen parat.
    In Amtsstuben gehört das Grundgesetz als die gültige Basis unserer gemeinsamen Werteordnung, und nicht ein einzelnes Religionssymbol als Mittel zur Ausgrenzung aller anderen Religionen. Genau so aber wird es verstanden, wenn neben dem Kreuz auch noch die Sprüche von Seehofer und Dobrindt dazu genommen werden gegen Islam usw.
    Und mir sind gerade unter Kreuz-Missbrauch über viele Jahrhunderte so viele Gräueltaten begründet worden, die ich nicht als Grundlage unserer Kultur akzeptiere, dass ich diese Argumentation schon gleich garnicht akzeptieren kann. Die biblischen Werte hinter dem Christentum des neuen Testamentes, abgeglichen mit dem in unserem Grundgesetz geregelten Rahmen , sind für mich die Bedingungen, unter denen Zusammenleben funktioniert. Der Kreuz-Krieg von Söder und Mitläufern ist kann wohl nur in neuen Religionsauseinandersetzungen münden. Wer will die, wer braucht die???

  2. Erich Pürkner sagt:

    Da kann man nur zustimmen! Wie kann es sein, dass es ausgerechnet höchste Vertreter der christlichen Kirchen sind, die die Präsentation des Kreuzes in Amtsgebäuden verurteilen,. die nichts anderes bezweckt als auf die Wurzeln unserer Kultur zu erinnern? Der Staat habe mit der christlichen Religion nichts am Hut zu haben, sagen sie. Haben die Herren vielleicht vergessen, dass sie ihr Gehalt von Steuerzahler beziehen?

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